Ich habe selten einen Golfplatz gespielt, der so sehr zwischen Genie und Katastrophe schwankt wie Alhaurín Golf an der Costa del Sol. Die Bahnenführung stammt vom legendären Severiano Ballesteros – und das merkt man. Anspruchsvoll, trickreich, spektakulär! Unfassbare Höhenunterschiede, enge Schneisen, mutige Doglegs und einige Blindshots machen aus jeder Runde ein strategisches und ballreiches Abenteuer. Das Layout ist pure Golfkunst, denn es entspricht ein wenig der wilden Spielweise des viel zu früh gegangenen Spaniers. Doch leider endet das Lob auch genau dort …

Was einst ein stolzer Platz war, ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Pflege ist praktisch nicht mehr existent: Es geht auf der verkraterten Range los, auf der man sich mit fast schon quadratisch geschlagenen Flummy-Murmeln einschlägt. An Tee 1 dann gleich der erste zerfurchte Abschlag. Dazu Schilder, die aussehen, als ob sie nach einer schweren Überschwemmung zehn Jahre später aus dem Schlamm aufgetaucht wären. Informationen? Nicht erkennbar …

Die zum Großteil kahlen Fairways laden zum Sandtraining ein, und die Sandbunker laden zum Abschlagstraining auf Asphalt ein. Der Höhepunkt der Runde sind jedoch die komplett verschmuddelten, lebensgefährlichen Buggys. Eine Zumutung. Bremsen funktionieren nicht, die Lenkung gleicht einem Glücksspiel – man fährt mit dem Gefühl, jederzeit in einer Schlucht zu landen. Und dann wären da noch die sanitären Anlagen: defekt, verschmutzt oder gar nicht erst nutzbar. Wer hier eine gepflegte Golfrunde mit Service für sein Greenfee erwartet, wird bitter enttäuscht.

Wer Ballesteros’ spektakuläres Design einmal erlebt haben möchte, kann sich mit einer Runde Alhaurín einen Haken auf der Golf-Bucketlist setzen. Doch wer Wert auf Zustand, Sicherheit und Atmosphäre legt, sollte sich besser nach einer Alternative umsehen. Hier regiert leider nicht mehr das Genie, sondern der Verfall.

von A.M.