Die lieben Greenkeeper!

Ich muss immer still vor mich hin schmunzeln, wenn die Bruttogewinner der Wochenendturniere die obligatorischen Lobeshymnen und Danksagungen an die Greenkeeper-Teams richten. Ich weiß natürlich auch, dass unsere Golfplätze ohne diese Teams nur ein verwildertes Niemandsland wären. Dennoch ist mein Verhältnis zu den Jungs ein eher ambivalentes …

Sicherlich hängt dieses schwierige Verhältnis damit zusammen, dass ich gern schnell spiele, auf dem Golfplatz meine Ruhe suche, und (das ist sicherlich der ausschlaggebendste Punkt) hauptsächlich in der Woche und relativ früh vormittags spiele. Das ist leider auch die Rush Hour der Platzpfleger. Es mäht, schnippelt, buddelt und rast um einen herum, dass man meint, man wäre der Einzige, der nicht mitbekommen hätte, dass hier am kommenden Wochenende die Bundesgartenschau stattfindet.

Man kommt im noch leicht nebligen Frühtau an Tee 1, sieht die Sonne schon leicht durch den beginnenden Morgen brechen, teet den Ball auf dem noch frisch-nassen Gras auf, macht zwei, drei noch etwas steife Probeschwünge, und freut sich so richtig auf die Runde. Kurz vor dem ersten Drive taucht sie dann knatternd auf – die antike Wagenkolonne aus Ben Hur – jeder Greenkeeper auf seinem Streitwagen! Im Parallelschwung ziehen sie an ihre Gefechtslöcher, um auf mich zu lauern. Um dann im Unterholz unsichtbar Säge- und Mähgeräusche in meine Abschläge zu choreografieren.

Aber genug der Paranoia, „die machen ja nur ihren Job“. Den Ausspruch finde ich übrigens ähnlich tröstlich, wie wenn mir der Mitspieler auf einer pudelnassen Regenrunde erklärt, dass er Regen jetzt optimal für die Bauern sei. Sei es drum, was mich wirklich nervt, sind zwei Dinge:

  • In einem Golfclub, den ich mittlerweile verlassen habe, haben die Greenkeeper nie die Anweisung erhalten, gegen den Golferstrom zu arbeiten. Ich kenne es von vielen Clubs, dass sie die Beeinträchtigungen durch nur eine kurze Begegnung auf einem Loch, so gering wie möglich zuhalten. Sinnvoll. Aber eben nicht in diesem Club. Stattdessen haben die sogar einen Greenkeeper, der sich wohl an für den Abschlagenden nicht einsehbaren Punkten verschanzt, um diese dann anschließend mit wütenden „Platzsperre-Drohungen“ zu beschimpfen, weil man direkt über ihn rüber gespielt hätte. Mehrfach vorgekommen, bei unterschiedlichen Mitgliedern bis hin zur Jugend. Natürlich ein klarer, bedauernswerter Einzelfall von Kompensation der subjektiven Minderwertigkeit, dennoch ein schlechtes Gesamtpaket für einen Golfer mit Greenkeeper-Phobie.
  • Ich frage mich in diesem Zusammenhang oft, ob auch einige Golfclubs wissen, dass es keine Chance zur Korrektur eines schlechten ersten Eindrucks gibt. Und wissen diese Clubs auch, dass man digitalisiert auf seiner Website (oder im Social-Media-Kanal) veröffentlichen darf, wann man etwa die Greens aerifiziert? Klar, die € 60,- Greenfee sind ohne diese Ankündigung dann trotzdem in der Kasse, aber, dass solch geprellte Golfer dann nicht wiederkommen und als negativer Multiplikator herumlaufen, hat sich bisher nicht in jede Clubführungsstube herumgesprochen. Was für eine Enttäuschung, wenn man sich auf eine Runde in diesem Club freut, und dann an Grün 1 auf gestochene und gesandete Grüns puttet. Umgeben von wartenden Greenkeepern, die noch die 100 kg Erdkorken abtransportieren möchten. Ein wenig so, als wenn man Disneyland besucht, und Micky Maus liegt erschossen in der Ecke. Man fühlt sich leicht über den Tisch gezogen …

Also, mir ist klar, dass die Jungs nicht nur in Nachtschichten mit Grubenlampen arbeiten können, aber, „gegen den Strom arbeiten“, „kurz durchwinken“ und „mit dem Club über anstehende Arbeiten informieren“, wäre eine echte Friedenspfeife, die ich dann nach der Runde mit Euch rauchen würde!

von A.M.