Mal wieder ein Wow! Was für ein durchdachter, gepflegter, spannender Golfkurs. Ein klasse Entrée, eine schöne Infrastruktur und ein echtes Par 6. Doch der Reihe nach … Eingebettet zwischen der wilden Atlantikküste und den endlosen Pinienwäldern des Landes, erhebt sich der Golf de Seignosse. Der Platz liegt knapp 30 Minuten von der Hauptstadt des französischen Baskenlands Bayonne entfernt und gilt berechtigterweise als wahres Juwel des französischen Golfsports. Seit der Eröffnung im Jahr 1989 hat sich die Wiese einen festen Platz in den Top 50 Europas erarbeitet.

Verantwortlich für das Design zeichnet der amerikanische Golfarchitekt Robert von Hagge. Er sammelte seine ersten Erfahrungen in Frankreich mit der edlen Anlage „Les Bordes“ im Jahr 1987. Im Jahr 1993 entwarf er zudem den „Royal Mougins“ bei Cannes. Die Anlage erstreckt sich über hügeliges Gelände, durchzogen von majestätischen Korkeichen, jahrhundertealten Seekiefern und enorm duftenden Pinien. Die Fairways schlängeln sich permanent durch natürliche Täler und bieten atemberaubende Ausblicke und Teeboxen. Strategisch platzierte Wasserhindernisse und Bunker fordern hier auch erfahrene Golfer heraus. Diese Herausforderungen ähneln in einigen Passagen wohl dem Masters-Platz Augusta National. Ich habe dort bislang nicht gespielt, aber Seignosse ist sehr stolz darauf, dass sich José Maria Olazabal (zweimaliger Masters-Champion) vor seinem Flug über den Atlantik immer hier auf das Masters vorbereitete. Den Pflegezustand beider Plätze stelle ich mir zumindest ähnlich vor …

Wer sein Spiel nicht im Griff hat, wird auf Seignosse schnell an seine Grenzen stoßen, denn viele Fairways sind sehr schmal und teuflisch verwinkelt. Sollte man mit Buggy unterwegs sein, empfiehlt es sich, nach guten Abschlägen ruhig einmal ein wenig vorzufahren, um sich die ondulierten Grünplateaus anzusehen. Es lohnt sich sehr, die richtigen Seiten anzuspielen, weil man sonst nicht ohne Bogey davonkommt. Die Buggys sind übrigens der Maybach unter den Golfcarts – komfortabel gedämpfte Edelkarossen in zum Platz passenden Design.

Es ist schwer, einige Löcher hervorzuheben, weil der Platz permanent ein „Oh“ und „Ah“ parat hält. Der Platz startet schon sehr schick, hat an Loch 3 gleich einen fantastischen Teeshot über Wasser parat, um dann an Loch 4 direkt in ein herrlich taktisches Par 5 abzuschlagen. Der spektakulärste Teeshot ist sicherlich an Loch 11.  Das Finish um 17 und 18 ist ebenfalls besonders. Loch 17 spielt sich nach dem Abschlag um einen See, es ist das einzige Loch des Platzes, das ohne Bunker auskommt. Die 18 ist dann ein Par 6 mit 666 Metern Länge – das erste seiner Art in Frankreich –, das sowohl physisch als auch mental höchste Konzentration erfordert, zumal es bergauf auf die herrliche Terrasse zugespielt wird. Bei mir ist der Platz unerwartet in die Top 20 gerutscht. Ich komme sehr, sehr gerne wieder.

von A.M.