Länge ist nicht alles!

Ich habe als Mann neulich einen der größten Fehler in der Welt des männlichen Golfsports begangen. Ich habe voller guter Laune und Vorfreude auf ein schönes Spielformat meine 3 Kumpels gefragt:

„Wollen wir heute nicht mal alle schön von Rot abschlagen?“

Noch während ich mich diesen Satz aussprechen hörte, vernahm ich bereits die ersten Tiraden, von denen diese hier die harmlosen waren:

„Was bist Du denn für ein Bettnässer?“
„Ach, der Herr heute schön im Tennis-Röckchen?“
„Schau an, Tuffi hat heute das rosa Bag ausgepackt.“

Etc. Etc.

Ich muss zugeben, ich hätte eher fragen sollen, ob alle ein kaltes Bier möchten, aber irgendwie wurmen mich diese immer länger werdenden Wiesen schon … Der Witz an der Sache ist, dass ich zu den Spielern gehöre, die mit einer normalen Grundlänge ausgestattet sind. Ich kann auch 400 Meter Par 4s mit zwei Schlägen erreichen, die Frage ist nur, ob es Spaß macht, sich permanent so strecken zu müssen. Bei denjenigen, die mir da am Abschlag nun die Eselsmütze aufsetzen wollten, waren zwei Spielertypen, die aus 160 Metern bereits mit Hybrids hantieren.

Die männliche Rangordnung eines durchschnittlichen Vierer-Flights ist diesbezüglich evolutionstechnisch auf dem Stand des Sozialverhaltens einer Bonobo-Gruppe.  Da werden vor dem Abschlag Driver gezeigt und staunendes Gegrunze über die Geschichten der letzten Runde mit „260 Meter Drives“ ausgestoßen. Eben über genau diese Drives, die sie von einem gehört haben, der sie auch nicht erlebt hat!

Kennen Sie den Hans Werner Olm Sketch „7er-BMW“? Wenn nicht, müssen Sie den unbedingt mal googeln, und den 7er-BMW im Sketch durch einen Driverkauf im Golfhouse ersetzen. Passt 1:1 …

Ich gebe allerdings auch zu, dass ich als ausgebildeter Marketer ein Impulskäufer bin. Einer, der sich wirklich gern verführen lässt, sofern die Werbung Instinkte triggert. Und ja, auch ich erwische mich dabei, wie meine männlichen Gäule mit mir durchgehen, wenn ich einer hervorragenden Werbung ins Netz gehe. Ein Beispiel dafür war der Taylormade Stealth. Was für ein Name! Ein Tarnkappen-Bomber mit roter Schlagfläche. So heiß, dass man sich die Finger daran verbrennen kann … Gesehen, getriggert, gekauft! Ein Tipp an Callaway, PING & Co: benennt die Driver nicht so sperrig. Ein „164BX“ mit Schaftstärke Lila verkauft sich einfach schlechter als ein „Stealth in X-Stiff“!

So, jetzt habe ich mich doch wieder von den Genen einfangen lassen. Aber noch kurz zurück zu den Plätzen: weshalb bauen die Designer immer längere Plätze? Bei uns im Club gibt es ein Par 4 mit 416 Metern Länge. Ich behaupte mal, dass 95 % der Clubmitglieder dieses Grün nicht mit zwei Schlägen erreichen. Was soll das? Es macht doch viel mehr Spaß, gut zu scoren und mehrere Chancen auf Birdies zu haben.

Und abschließend bleibt noch der heiße Tipp, einen männlichen 4er Flight beim Ballsuchen der Abschläge zu beobachten: IMMER mindestens 30 Meter zu weit vorn …

von A.M.